Beim Wissensmanagement geht’s zunächst nicht um Tools – zuerst geht’s um das Mindset.
Irgendwie scheint „Wissensmanagement“ in der Luft zu liegen. In den letzten Tagen habe ich das Thema dreimal besprochen, und meistens standen die Tools im Vordergrund. „Microblogging ist wichtig“ sagen manche, oder „Wiki ist total klasse“. Danach wundern sich beide, dass in den tollen Tools die hilfreichen Inhalte nicht so schnell entstehen, wie sie es sich gewünscht hätten
Bei näherer Betrachtung ist das keine Überraschung, denn die Tools machen keine Inhalte – Menschen machen Inhalte, und die Menschen ändern tendenziell ihren Umgang mit Informationen nicht, nur weil auf ihrem kleinen Bildschirm andere Icons flimmern. Insbesondere erinnere ich mich, dass viele meiner früheren Kollegen ein wenig Sorge hatten, ihr Wissen zu teilen. Die Überlegung war ungefähr „wenn ich als einziger etwas weiss, bin ich nicht verzichtbar“. Aber dieses Argument funktioniert heute nicht mehr: Wissen ist in Zeiten von Google allgegenwärtig, und in einigen Fällen stellte sich heraus, dass dieses „unverzichtbare“ Wissen zu einem Problem gehörte, das die Firma gar nicht mehr hatte.
Andererseits stellen einige meiner grössten Vorbilder den ganzen Berg ihres Wissens der ganzen Welt zur Verfügung. Damit meine ich nicht einmal primär die inzwischen riesigen Open-Source– und Creative-Commons-Bewegungen, die Unmengen an Software, Bildern, Musik, Texten und so weiter der Allgemeinheit schenken, es gibt darüber hinaus gerade in unserer modernen Zeit auch eine Reihe erfolgreicher Firmen, die wichtiges Wissen frei zur Verfügung stellen. Ob Google dazu gehört sei dahingestellt, mein erster Gedanke waren tatsächlich die OpenBooks von O’Reilly, und je mehr ich über die Frage nachdenke, umso mehr fallen mir ein.
Tatsächlich ist es eine einfache Entscheidung, hilfreiche Inhalte zu produzieren, und der Schlüssel entsteht aus einer einfachen Frage: „Für wen ist das hier wichtig?“ Zunächst hoffe ich selbstverständlich, dass eine Antwort auf diese Frage lautet: „Für mich natürlich“, also dass Sie sich nur mit Dingen beschäftigen, die für Sie wichtig sind. Jedenfalls, nach einer Besprechung beispielsweise ergibt sich durch den Rückweg zum eigenen Büro ein natürliches Zeitfenster, um sich die Frage zu stellen: „Für wen ist das hier wichtig?“, und zurück am Platz können Sie einfach allen Bescheid geben, die davon wissen sollten und/oder ein Wissensmanagement-Tool Ihrer Wahl mit den Ergebnissen füttern, einfach „quick and dirty“. Ich habe immer wieder für solche schnellen Veröffentlichungen Dank aus aller Welt erhalten und mich sehr darüber gefreut.
Worüber ich mich jetzt in jedem der Gespräche gefreut habe: alle meine Gesprächspartner machen schon einmal eines richtig: Sie machen mit, sie sind selbst begeistert von ihren neuen Möglichkeiten. Was auch immer das Tool der Wahl ist, mach mit. Steve Jobs hatte ein iPhone, Zuckerberg verwendet Facebook, Brin und Page verwenden Google+. Im Zweifelsfall ist zu viel geteilte Information besser als zu wenig.