Gestern unterhielt ich mich mit Freunden über den Unterschied zwischen Selbständigen und Angestellten. Es geht dabei keineswegs um „Selbst und ständig“ arbeiten, wie es so oft heißt. Vielmehr ist der zentrale Unterschied die Einstellung zu Feedback. Eine klassische Angestellten-Einstellung drückt sich so aus, dass der Kandidat subtil Feedback meidet. Psychologen würden vielleicht sagen, dass es sich dabei um eine antrainierte Angst vor irgendetwas aufgrund negativer Erfahrungen handelt.
Gründliches Hinsehen zeigt oft, dass der Kandidat sich im hier und jetzt Vorstellungen vom Feedback macht, die ihm keinen Spaß machen, beispielsweise eine hypothetische abfällige Bemerkung vom Vorgesetzten oder Kollegen.
Nun ist eine der interessantesten Erkenntnisse zum Thema, dass – entgegen der landläufigen Meinung – das Gegenteil von Angst nicht Mut ist, denn Mut bedeutet das Überwinden von Angst, das Vorhandensein von Angst ist also sozusagen eine Voraussetzung für Mut. Doch was tun die, die von vornherein keine Angst haben?
Kleine Kinder sind dafür wunderbare Beispiele: Kinder haben von vornherein vor vielen Dingen keine Angst, Kinder haben Träume – und Kinder probieren einfach aus. Neulich schrieb mir ein Freund ganz begeistert über seine Tochter: „Sie ist gestern eine 2m hohe Leiter hochgeklettert… mit 16 Monaten. Da stand mir auch der Mund offen.“
Könnte das Gegenteil von Angst nicht einfach ausprobieren sein?
Vielleicht haben die Kinder nicht recht mit ihren Träumen, denn sie wissen nicht, was passieren wird. Fest steht dass mit unseren Vorstellungen meistens auch nicht recht haben, denn wir wissen auch nicht, was passieren wird. Die Träume der Kinder sind da nützlicher: Sie führen uns zum Handeln, sie geben uns Motivation, vielleicht sogar so etwas wie Spieltrieb.
Was passiert, wenn wir – wie Kinder – unsere Vorstellung vom Feedback einfach durch unsere Träume ersetzen? Im aller-aller-günstigsten Fall: wie toll kann das Ergebnis sein? Trauen wir uns wieder begeisternd zu Träumen?!
Und das macht den gefühlten Unterschied zwischen einem Selbständigen und einem Angestellten aus: Der eine machte sich eine Vorstellung, die ihn zögern ließ, der andere macht sich eine Vorstellung, die ihn zum „einfach machen“ führt. Der Vorteil von einfach machen ist, dass so schnell Feedback entsteht, und die Unternehmer lernen aus Feedback. Sie generieren hundert Ideen und entwickeln die weiter, die beim Kunden am besten ankommt.
Denn wie „From Stanford to Start-Up“ schlußfolgert:
- Ein Tag im wirklichen Leben nützt mehr als ein Jahr in der Bibliothek.
- Wir sind nie „bereit“, die Idee ist nie „bereit“ – genau das ist das Salz in der Suppe.
Und das gilt für die Ideen Selbständigen genau so wie für die Ideen von Angestellten.